Jugendliche Mitglieder des Herner Kinder- und Jugendparlaments (KiJuPa) haben beobachtet, dass auch erfahrene Autofahrer oft keinen Platz machen. Mit einem Song, einem Video und der Unterstützung der Feuerwehr wollen die Jugendlichen für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen.
Graf Hotte rockt für mehr Sicherheit
Gerade in den Ferien wird es oft eng auf den Autobahnen. Wenn sich der Verkehr nach einem Unfall staut, gibt es oft kein Durchkommen – leider auch für die Rettungskräfte. Den jungen Autofahrern macht das Sorgen: Was, wenn sie selbst einmal einen Unfall haben und kein Helfer kommt zu ihnen durch? Dazu kommt: Einige KiJuPa-Mitglieder, die gerade ihre Führerschein-Prüfung bestanden haben, haben in der Fahrschule nichts über die Rettungsgasse gelernt. Auch ältere Erwachsene, die sie gefragt haben, wussten oft nicht richtig Bescheid. Deswegen hat das KiJuPa gemeinsam mit dem Herner Künstler Horst Schröder alias Graf Hotte (unterstützt von Toby Schwietering und gemastert von Ulf Horbelt) einen Song über die Rettungsgasse produziert – solider Rock vom Feinsten.
Der Verkehrs-Politiker steht Rede und Antwort
Außerdem haben die jungen Leute Thomas Nückel, den Vorsitzenden des Verkehrs-Ausschusses des Landes Nordrhein-Westfalen, interviewt – natürlich im Auto mitten in einer Autobahn-Baustelle. Sein Fazit: Jeder Autofahrer begeht bei jeder Fahrt eine ganze Reihe von Verstößen. Die meisten bemerkt man nicht einmal. Außerdem erklärt er, wo er gelernt hat, eine Rettungsgasse zu bilden und wie seine Kindheit in der Nähe des Herner Bahnhofs ihn nach eigenen Worten zum „ÖPNV-Freak“ machte.
Kleiner Trick für die richtige Rettungsgasse
Einen kleinen Trick haben die Führerschein-Neulinge bei ihrer Recherche gelernt: Wenn man nicht weiß, an welchen Rand der Fahrspur man ausweiche muss, schaut man einfach auf den Handrücken der rechten Hand: Die Spur ganz links (entspricht dem Daumen) weicht nach links aus. Alle anderen Spuren (entsprechend den Fingern) rücken nach rechts.
Die Rettungsgasse muss übrigens gebildet werden, sobald der Verkehr zäh fließt oder sich staut. Denn wenn die Autos erst anfangen zu rangieren, sobald ein Rettungswagen oder Feuerwehrfahrzeug kommt, dauert es mitunter zu lange. Besonders wichtig ist auch, die Rettungsgasse frei zu halten, selbst wenn die ersten Fahrzeuge mit Blaulicht schon durchgefahren sind. Manchmal kommt noch eines nach oder der Abschleppwagen muss kommen und die Straße wieder frei machen.
Die Retter kommen zu Wort
Dann haben die KiJuPa-Mitglieder noch einen Lebensretter befragt, Matthias Brockmann von der Feuerwehr Herne.
KiJuPa: Wie schätzen Sie den bisherigen Bildungsstand des durchschnittlichen Autofahrers in Bezug auf die Rettungsgasse ein?
Brockmann: Es gibt solche und solche. Wir haben ständig Probleme durchzukommen. Ich glaube, nicht jeder weiß, wie die Rettungsgasse gebildet wird. Möglicherweise liegt es auch daran, dass die Leute mit lautem Radio fahren und gar nicht bemerken, dass Rettungskräfte zum Einsatzort müssen.
KiJuPa: Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf die Rettungsgasse gemacht?
Brockmann: Es gibt große Probleme bei Autofahrern eine Rettungsgasse zu bilden, wobei es nicht an der Unkenntnis liegt. Möglicherweise liegt es am egoistischen Denken beziehungsweise an Gleichgültigkeit.
KiJuPa: Von 100 Unfällen, wie häufig wird eine Rettungsgasse NICHT gebildet?
Brockmann: Etwa 95. Es wird eine Rettungsgasse gebildet, aber bei jeder Anfahrt steht mindestens eine Person in der Rettungsgasse. Wir müssen als Einsatzkräfte immer auf der Hut sein, weil die Autofahrer keinen Platz machen. Freie Fahrt von der Wache bis zum Einsatzort kommt im Prinzip nie vor, außer nachts um drei (lacht).
KiJuPa: Was geht in den Köpfen der Feuerwehr vor, wenn sie in der Anfahrt blockiert werden?
Brockmann: Unverständnis. Ärger. Es liegt natürlich in der Natur der Feuerwehrleute, einige reagieren so, andere so. Was sich allgemein sagen lässt, dass es sehr ärgerlich ist.
KiJuPa: A43, Richtung Recklinghausen: Dort ist eine Baustelle mit viel Verkehr. Was passiert, wenn dort ein Unfall ist?
Brockmann: Die Autobahnabschnitte sind zwischen den einzelnen Feuerwehrwachen zugeteilt. Von der Gegenfahrbahn wird ebenfalls der Unfall angefahren.
KiJuPa: Wie kann man den Leuten beibringen eine Rettungsgasse zu bilden?
Brockmann: Aufklärung ist der Beginn. Die Leute sollten mal nachdenken, wie sie reagieren würden, wenn ein Rettungsfahrzeug zu ihnen nicht durchkommt, weil eine Rettungsgasse nicht existent ist. Das Verständnis gegenüber anderen ist in letzter Zeit zurückgegangen.
Quelle: http://inherne.net/